06.09.2017 - Heiße Quellen und boarding auf der fram

Unsere Nacht im Alex Guesthouse verlief entsprechend den Erwartungen. Man muss schon ehrlich sein, dass das Gebotene für den Preis grenzwertig ist. Hotels sind in Island leider unglaublich teuer zu bestimmten Zeiten, so dass man leider damit leben muss. Unser Zimmer entsprach ungefähr einer Gefängniszelle aber ohne Toilette. Und zwar wirklich im Ernst. Nur zwei Betten, ein Schrank und ein Waschbecken. Kein TV, keine sonstige Einrichtung. Gar nichts. Und das für weit über 170 Euro die Nacht, das tut schon weh. Aber von derlei lassen wir uns nicht unterkriegen. Am Ende des Tages wartete die Fram auf uns und damit die Erfüllung eines schon länger bestehenden Traums. Einmal eine Hurtigrouten-Expedition . Und dann noch zu diesen Zielen.

Die vulkanische Aktivität unter den Füßen auf der Insel ist nahezu überall spürbar, nur nicht immer auf den ersten Blick. Ganz Island ist übersäht von kleineren oder größeren Quellen, an denen mehr oder weniger warmes Wasser aus dem Untergrund an die Oberfläche strömt. An manchen Stellen ist die Mischung bilden sich daraus hunderte von Bademöglichkeiten. Mal eben irgendwo auf Island in eine warme Quelle hopsen, hat schon etwas von Abenteuer und Alleinstellungsmerkmal. Das Wasser hat ungefähr 38-39°C und damit perfekte Badewannentemperatur. Meistens ist es sehr mineralstoffhaltig, daher zum Trinken eher ungeeignet, aber um so besser für die Haut. Und wenn man da so bei kühlem Wind in so einem warmen Tümpel oder, wie in diesem Fall, im Zuflussflüsschen sitzt...da kann man sich dran gewöhnen. 

Jedes Vergnügen muss leider auch ein Ende haben. Unser Tag war ja straff durchorganisiert, denn am Ende des Tages stand ein Date mit der MS Fram, wo wir pünktlich beim Boarding sein wollten. Deswegen führte uns der Weg auf einer Art Rundkurs zu kleineren Sehenswürdigkeiten, abseits des berühtem und leider inzwischen auch berüchtigten "Golden Circle", wo sich alle Touristen tummeln. Herrliche Buchten in dieser kargen, so unwirtlich wirkenden Landschaft. Wir hatten das so organisiert, dass wir immer unter einer Stunde Fahrzeit nach Rejkjavik bleiben wollten, um allen Eventualitäten vorzubeugen. Zurück in Reyjkjavik sahen wir unübersehbar eine große Aida am Pier liegen, wo wir im Sommer auch gelegen hatten. Ehrensache, dass wir ihr einen Besuch abstatteten. Es war die AidaDIVA, die auf dem Weg quer über den Atlantik nach New York hier Zwischenstop gemacht hatte. Irgendwie stieg jetzt das maritime Fieber jetzt stark an und wir freuten uns um so mehr auf die Fram ;-)

Anders als die meisten Schiffe von AIDA Cruises ist die MS Fram ein kleines Schiff, dass in fast jedem Hafen eine kleine Pier finden kann. Deswegen lag sie in Reykjavik auch direkt in der Stadt. Freundlicherweise brachten uns ein Mitarbeiter der Autovermietung mit eben unserem gemieteten Auto samt Gepäck zum Anleger. Rejkjavik ist ja überschaubar, aber mit großem Kindersitz und dem ganzen Gepäck werden selbst 500m zur anstrengenden Tortur.

Eigentlich waren wir viel zu früh am Anleger, denn wir durften noch nicht aufs Schiff. Wir gingen noch ein bisschen spazieren, obwohl wir eigentlich wirklich brennig darauf waren, endlich an Bord gehen zu dürfen. Diese ersten Momente sind immer die Schönsten. Das erste Mal verlaufen auf dem Schiff, die erste Orientierung. Das erste Staunen. Was halt so dazu gehört, wenn man etwas neues entdeckt und sich daran zu gewöhnen versucht.

Wir nutzten aber auch die Zeit, unsere Mitreisenden zu ergründen, die langsam und nach und nach an der Pier eintrafen. Es bot sich ein buntes Durcheinander, uns überraschte die Internationalität des Publikums. Von China bis Australien, von Russland bis Südamerika war irgendwie alles vertreten. Und das bei knapp 150 Passagieren, die mit uns gemeinsam auf diesen Trip starten wollten.

Wie alles ging auch die Wartezeit zu Ende. Jetzt kam der CheckIn und nochmal ein paar Minuten bangen. Rudis Reisepass war nicht mehr die seitens Hurtigrouten geforderten sechs Monate gültig. Da wir aber ausschließlich in EU / EU-vergleichbaren Gebieten unterwegs sein würden, war Rudi sich sicher, dass dies kein Problem sein würde. Aber ein bisschen Herzklopfen blieb. Wir mussten dann ein bisschen in der Bar warten, bis wir unser Zimmer beziehen konnten. Einer konnte sich jedoch so gar nicht mit dem Warten anfreunden und präsentierte den mittelmäßig entsetzten Mitreisenden seine Fähigkeiten beim Schreien.

Tja. Und dann wurde der Traum Wirklichkeit. Wir wurden nach oben in die Observation Lounge gebeten, wo die Crew (Nautische, Erlebnisse und Service) ein paar organisatorische Dinge mitteilte, sich vorstellte und den Reiseablauf skizzierte. Ferner wurden wir zur später folgenden Arktiseinweisung geladen, die Pflicht is und ohne die wir nicht von Bord gehen dürften in arktischen Gebieten. Das fühlte sich jetzt schon echt wie ein Abenteuer an und wir fielen abends, besonders einer, fast wie erschlagen in die Betten. Und während dessen arbeitete sich MS Fram an der isländischen Westküste entlang in Richtung unseres ersten Stops. Isafjördur.