07.09.2017 - Island - ISARFJÖRDUR in den Westfjorden

Was für eine erste Nacht. Soviele Eindrücke, das neue Schiff, die Mitreisenden. Das muss erstmal langsam sickern. Den ersten Teil der Nacht verbrachten wir am Heck das Schiffs und genossen die warme, für isländische Verhältnisse ungewöhnlich milde Nacht. Direkt hinter uns, sozusagen am Ende des Kielwassers, stand der Mond kurz über dem Horizont und beleuchtete auf eine wundervolle Art die Szenerie. Unsere Hoffnung war, dass wir vielleicht Nordlichter erhaschen können. Leider blieb es bei der Hoffnung, so dass wir völlig ermattet in den Schlaf fielen. Und weniger Stunden später stand, halbwegs ausgeschlafen, dann Isarfjördur auf dem Programm.

Mit Isafjördur haben wir schon ein bisschen Erfahrung, es war bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass wir hier einen Stop hatten. Das traf sich gut, denn fertig waren wir hier noch lange nicht ;-)

Beim letzten Mal liefen die Dinge leider nicht gut. Wir waren mit AIDA hier und einem Schiff, dass mehr als 2.000 Passagiere dort an Land spülte. Statt irgendwas vorgebucht zu haben, wollten wir damals im Mai irgendwas spontan in der Touri-Info buchen. Das ging aber nicht, denn alles war entweder ausgebucht (Bootstouren usw.) oder bereits weg, also abgefahren. Uns blieb gar nichts anderes, als spazieren zu gehen und im Ort zu bleiben. Das war aber auch okay. Nur dieses Mal hatten wir mehr Glück und waren natürlich besser vorbereitet.

Diesmal hatten wir ein Fahrzeug vorgebucht. Die Abholung war wieder etwas schwieriger, denn die Autovermietung zu finden, war eine sportliche Angelegenheit. Dafür bekamen wir einen Skoda Superb, weit über der von uns gebuchten Klasse. Unseren Kindersitz für Henry hatten wir aus Deutschland ja mitgeschleppt, so dass die kurze Reise während der Reise beginnen konnte. Als Ziel hatten wir uns den Dyjandi-Wasserfall ausgesucht, der ungefähr 90 Minuten Fahrzeit von Isarfjördur entfernt liegt. Die Luftlinie dorthin ist übrigens 38km kurz. Da man aber die ausgedehnten Fjorde jeweils voll ausfahren muss, summieren sich auch kleine Luftlinien in zig zu fahrende Kilometer.

Wie überall in Island sind die Wege entspannt zu fahren und die Ausschilderung ist insgesamt gut. Dennoch bietet sich ein Navigationssystem an. Isafjördur liegt auf der nebenstehenden Karte genau nördlich über dem Wasserfall. Die Fahrstrecke beträgt etwa 86km, die Fahrzeug (ohne Oh, Ah, Uh-Stopps) ca. 90 Minuten. Es geht zwischendurch auf Schotterpisten und Asphaltstraßen entlang, die aber allesamt in gutem Zustand sind. Die Strecke verlangt nicht allzu viel fahrerisches Können, aber ganz Unbedarfte könnten hier bei schlechterem Wetter und vor allem Regen an ihre Grenzen kommen. Zwischendurch wechselt die Landschaft zwischen kargen Hügeln, glasklaren Fjorden und wieder zu den nächsten Hügeln. Die Fahrt lohnt sich, es ist ein wunderschöner Ausflug. Eine Tankstelle oder ähnliches gibt es zwischendrin nicht.

Es gibt keinerlei Versorgungsmöglichkeiten zwischendurch, also unbedingt in Isafjördur alles mitnehmen. Wir durften, schon im Tunnel der Isafjördur mit dem nächsten Fjord verbindet, wieder umkehren. Wir hatten das Wickelset für den Sohnemann vergessen und da man dort nirgends einkaufen konnte, blieb uns keine Wahl. Zum Glück war die Zeit zum Landgang reichlich bemessen. Und wir konnten das tolle Panorama, aus dem Tunnel kommend runter nach Isafjördur zweimal genießen.

Was soll man dazu noch groß schreiben. Dynjandi ist ein unglaublich schöner Wasserfall. Seine abgeschiedene Lage in den Westfjorden führt dazu, dass die großen Touristenhorden wie im Süden Islands ("Golden Circle") ausbleiben. Natürlich merkt man hier die Anwesenheit eines Kreuzfahrtschiffes in Isafjördur auch, allerdings nicht vergleichbar zum Herdenauftrieb wie z.B. am Seljalandsfoss. Während unserer Zeit kam kein einziger Bus an, obwohl im Hafen auf Reede noch ein größeres Schiff von PrincessCruises lag. Es war nur eine Handvoll Individualtouristen neben uns da, was diesen Ort zu einem empfehlenswerten Ziel macht. Manche Fahrten von z.B. Aida oder der Fram laufen auch direkt den Fjord an, wo es dann per Tenderboot direkt an den Fuß des Dynjandi geht. An solchen Tagen ist das Ziel vermutlich weniger empfehlenswert. Aber das kommt zum Glück nur selten vor. Der Wasserfall ist insgesamt gut zu besteigen, allerdings sind zwischendrin bemerkenswert steile und unwegsame Passagen zu bewältigen. Man sollte gut zu Fuß sein und vor allem vernünftiges Schuhwerk tragen. Die Belohnung ist der Ausblick wie auf dem Bild nebenan.

In Isafjördur wieder angekommen, gingen wir noch ein bisschen spazieren und besuchten Henrys ersten Spielplatz, wo wir im Sommer schon mal waren. Eine kleine Anekdote am Rand. Da die MS Fram als erstes in Isafjördur angemeldet war, durften wir auch an die Pier. Obwohl wir nur 150 Passagiere hatten. Während die Princess draußen im Fjord mit ihren >1.000 Paxen tendern musste. Manchmal ist es einfach geil, der Erste zu sein ;-) Danach verließen wir Island schon wieder und steuerten in Richtung Grönland. Rechts auf dem Bild sind die letzten Zipfel Islands zu erkennen, bevor die Sonne langsam verschwand. Ob wir heute Nordlichter sehen würden?