Hammerfest - Tag 12

Was für eine Begrüßung. Selbst durch den verdunkelnden Vorhang in der Kabine konnte man das gleißende Morgenlicht sehen. Aber als wir an Deck kamen, verschlug es uns die Sprache. Was für ein Panorma. Das versprach ein toller Tag zu werden, wenn der schon so anfängt. An diesem Szenario konnte man sich wieder einmal kaum satt sehen und nach all dem schlechten Wetter und dem Regen in Honnigsvag tat das richtig gut.

In Hammerfest nahe am Schiff steht einer der Messpunkte des Struve-Bogens. Ein schönes und vor allem Beispiel für weltweite Zusammenarbeit. Man hatte damals ein riesiges Netz an Punkten festgelegt, mit dem die Welt vermessen und ihre Form bestimmt wurde. Die Messpunkte liegen über tausende Kilometer auf diesem Bogen verteilt und sie haben sehr zu unserem heutigen Verständnis der Dinge beibetragen.

Im Anschluss gings dann zu Fuß um die Bucht herum in die Stadt hinein. Das ist ein Fußmarsch von ca. 30-40 Minuten und gut zu bewältigen. Hammerfest ist ein kleines Städtchen und unser Ziel sollte eigentlich der Eisbärclub sein. Hier wollten wir letztes Mal unbedingt schon Mitglied werden, was aber aufgrund dessen, dass der Stop in Hammerfest ausgefallen war, nicht ging. Insofern war der Tag für uns heute auch neu. Auf dem Weg wurden wir im Hafen auf Schilder aufmerksam, die die Überschrift "Hvaldimir" trugen und einen Belugawal zeigten. Hvaldimir ist ein Belugawal und eine kleine Berühmtheit. Er tauchte vor einiger Zeit im Hafen von Hammerfest auf, war sehr menschenfreundlich und zugewandt. Und vor allem: Er blieb. So schön wie das auf Anhieb klingt, so traurig ist vermutlich die Geschichte dahinter.

Als Hvaldimir in Hammerfest auftauchte, trug er ein Brustgeschirr mit einer Aufschrift darauf, die auf Russland deutete. Niemand konnte sich die Funktion erklären, aber angesichts seiner Zutraulichkeit muss man leider davon ausgehen, dass Hvaldimir für militärische Zwecke ausgebildet wurde. Es ist bekannt, dass in Russland entsprechende Militärbasen exisitieren, auf denen auf Satellitenfotos Belugas in großen Meereskäfigen zu erkennen sind. Aus so einer Basis wird er vermutlich entkommen sein. Daher stammt auch sein Name, denn Hval ist das norwegische Wort für Wal und Wladimir heißt der Präsident der Russischen Föderation, Putin. Leider gelang mir kein so richtig gutes Foto, er war leider immer zu weit weg und nicht in Spiellaune.

Auf seinem Rücken haben Forscher inzwischen eine GoPro angebracht, weil die alles entscheidende Frage war: Ist Hvaldimir vom Menschen abhängig oder kann er für sich selbst sorgen, in dem er Fische fängt. Das wollte man darüber klären. Anfangs ging man davon aus, dass das Tier ohne den Menschen nicht überlebensfähig ist. Doch Hvaldimir begann sich selbst zu versorgen. Im Hafen scheint es ihm irgendwie zu gefallen, mutmaßlich ist es die Nähe zu den Menschen hier. Bereits vor unserer Abreise hatte ich, ohne es zu wissen, von Hvaldimir gehört. Einer Frau war beim Filmen das Handy ins Wasser gefallen und er holte es aus der Tiefe und gab es zurück. Das gab ein riesige Medienecho, allerdings hatte ich nicht mehr auf dem Schirm, dass dies in Hammerfest war.

In der Nähe zum Hurtigrutenkai in der Touri-Info ist auch der berühmte Eisbärenclub. Wer dort Mitglied werden möchte, muss persönlich in Hammerfest gewesen sein, ohne Ausnahme. Das kostet ca. 23 Euro pro Person, wobei man einen Aufkleber, eine richtige Aufnahmeurkunde und eine Mitgliedskarte + Eisbären-Anstecker bekommt. Letzterer wird von einem Juwelier gefertigt, der aus Silber und Emaile sehr sorgsam diese Eisbären herstellt. Sie sind äußerst filigran und haben, trotz der kleinen Größe, sogar ein Auge. Wir sind jetzt alle Vier Mitglied :-) Dazu gibt es eine sehr sehenswerte Ausstellung über die Arktis und Eisbären, die man sich anschauen sollte. Hammerfest bezeichnet sich selbst als nördlichste Stadt der Welt, ein Titel, der weder offiziell ist und gleichermaßen umstritten.

Leider war das Wetter inzwischen umgeschlagen und es regnete. Dennoch erklommen wir noch den 60m hohen Aussichtspunkt Salen, der einen schönen Blick über die Stadt bietet. Der Weg hinauf ist relativ gut zu gehen, aber nicht befestigt. Gute Schuhe sollte man aber tragen. Man kann den weißen Hvaldimir übrigens von hier oben schön auf seinen Bahnen im Hafen beobachten.

Nach dem Abstieg ging es zu Fuß zurück zum Schiff, nach dem wir im Supermarkt noch ein bisschen Süßkram als Verpflegung eingekauft haben. Bei Regen kommt einem der Weg um die Bucht herum schon weit vor, aber man könnte das Ganze auch im Bus bewältigen. Hammerfest ist ein schönes Städtchen und wir kommen gerne wieder. Zu guter Letzt haben wir noch einen Tipp für Hvaldimir.

Die kleine Pier liegt direkt gegenüber des Anlegers der Aida, die in der Karte links unten an dem Haken vertäut wird. Von der Pier aus kümmern sich die Forscher um Hvaldimir, der dort also einen fixen Punkt hat. Wir haben das leider erst zurück auf dem Schiff gesehen, aber inzwischen war sogar die norwegische Königin auf genau dieser Pier. Wer also Hvaldimir mal aus der Nähe sehen möchte, sollte sich diesen Punkt merken und Zeit mitbringen.