Seetag - Ankunft in Honnigsvag - tag 11

Diesen Seetag werden so einige Pasagiere wohl nicht vergessen, obwohl sie es vermutlich sehr gerne würden. Denn auch die Rückfahrt Richtung europäisches Festland war von besonderem Wetter geprägt. Im Unterschied zur Hinfahrt nach Spitzbergen gab es hier jedoch keine Ausweichoption. Um von Spitzbergen zurück zu kommen, gibt es eben nur den Kurs "Süd" und da das Nordkap das Ziel sein sollte, auch keine echte Alternativroute. Es blieb also gar nichts anderes übrig, als Kurs auf Honnigsvag zu nehmen und das Wetter einfach zu nehmen wie es ist.

Aus östlicher Richtung kam ein Sturmtief herein. Auf der nebenstehenden Karte von Windy.com (Screenshot vom Handy) ist die Vorhersage für 04:00 Uhr morgens zu sehen. Für den ganzen Tag mit ähnlichem Starkwind von Osten. Und die weiße Linie ist unser Kurs auf dem Weg von Spitzbergen nach Honnigsvag. Damit war abgesteckt, was in den nächsten Stunden so passieren würde.

Getreu dem Motto, glaube nie einem Kapitän, der die Passagiere über anstehendes, schlechtes Wetter informiert, zeigte sich schnell: Die möglichen Wellen 4-6m, die da angekündigt waren, deckten sich weder mit dem Wetterbericht und auch nicht mit der Realität. Aber natürlich, was soll der Kapitän die Leute vorher auch verrückt machen. Ich würds nicht anders machen. Die Überfahrt war jedenfalls schon aus der Kategorie "Nett", das Schiff ackerte gegen die See und der Kapitän ließ mit voller Geschwindigkeit fahren, um das Erlebnis nicht zu intensiv werden zu lassen. Das Schiff schlug mal gegen die anlaufenden Wellenberge, mal wurde es angehoben und es viel mit einem infernalischen Krachen wieder in die Wellen zurück. In den Restaurants klirrte und schepperte es bei so einem Schlag und so mancher saß da und hoffte, das Schicksal möge ihn noch einmal verschonen ;-) In der Kabine war die Nacht entsprechend anstrengend. Gar nicht mal wegen des Seegangs und der Wackelei sondern wegen der Geräuschkulisse, wenn das Schiff gegen die Wellen arbeitete. Das Krachen, nach einem kurzen Moment der Schwerelosigkeit, holt einen aus jeder Schlafphase.

Es war an Deck nahezu unmöglich zu fotografieren, weil die fliegende Gischt binnen kurzer Zeit die Linsen bedeckte und beim Trocknen einen dicken Salzfilm hinterließ. Am frühen Mittag dann wurden die Außendecks auch vollständig gesperrt und man durfte nicht mehr raus. Nur noch das Pooldeck oben war für Frischluftzugang geöffnet, hat aber nicht ansatzweise den gleichen Charme, wie hier auf Deck 5 die Elemente direkt zu spüren. Wie man sehen kann, kamen sogar hier oben auf Deck 5 gelegentlich die Wellen zu Besuch. Das Wetter machte einer Menge Passagieren ziemlich zu schaffen, so dass viele das Ende der Überfahrt und das Nordkapp herbei sehnten.

Die Zeit über den Tag verbrachte man mit Essen, wenn man denn kann ;-) oder anderen Aktivitäten wie z.B. der bereits angesprochenen Kunstauktion. Der Galerist unserer Fahrt hieß Gerald von Hassel und machte einen ausgesprochen tollen Job. Es hat wirklich Spaß gemacht, dabei zu sein. Wenn ich auch die aufgerufenen Preise nicht immer nachvollziehen kann.

Am besten sind die BlindDates, immer 3x pro Seetag, wo Kunstwerke versteigert werden ab 10,00 Euro Startpreis und keiner weiß, was er da kauft. Dabei entstanden wahre Bieterschlachten bis hinauf auf 700 Euro und höher. Durchaus war da so manches Schnäppchen dabei, je nach Sichtweise. Wer eher die Ruhe sucht, findet diese auf Deck 10 in der AidaLounge mit Blick nach vorne. Sicherlich für so manchen Seekranken ein guter Ort, um Gleichgewicht und Gehirn wieder aufeinander zu kalibrieren. Das Bild ist übrigens original am Tag mit dem starken Seegang entstanden. Es ist bemerkenswert, wie sehr der Eindruck aus dieser Höhe mit Blick nach vorne täuscht. Aber auch diese Überfahrt ging zu Ende und war ursprünglich angesagt, dass wir erst um 00:00 Uhr, also eine Stunde später in Honnigsvag wären, waren wir nun um 22.00 Uhr da und damit eine Stunde vor Plan.

Davon hatten wir in dem Sinne aber nichts, während es für die anderen Passagiere optimal war. Es blieb nämlich dabei, dass wir wegen der ursprünglichen Verspätung auch eine Stunde später ablegen würden. Es gab also 2 Stunden Honnigsvag als "Zugabe" oben drauf. Wir hatten nicht vor, nochmal das Nordkap mit dem Globus zu besuchen. Mit zwei kleinen Kindern wäre dies um die Uhrzeit (Mitternacht!) weder für uns, noch für die Kinder und auch für alle Mitreisenden kein Vergnügen. Wir wären gerne hoch gefahren, als Mitglieder im Royal North Cape Club mit freiem Eintritt. Es sollte aber diesmal nicht sein. Es schüttete auch wie aus Kübeln, so dass der Rückweg nach einer kurzen Exkursion rund um den Hafen nicht sonderlich schwer fiel.

Dem Anschein nach scheint die Busverschickung von Aida zum Nordkap und zurück eine gewisse "Erfahrung" zu sein. Einer unser Gastkünstler an Bord war der Österreicher Niko Formanek, Comedian, Lebenskünstler und ein ziemlich angenehmer Geselle. Er war mit den Gästen als Scout / Begleiter mit oben und hat das nicht zum ersten Mal erlebt. Nach der Rückkehr hat er ein sehr witziges Video gepostet, dass vermutlich für jeden Interessenten, der mal mit einer Kreuzfahrt organisiert zum Nordkap möchte, sehr informativ sein könnte und vielleicht künftig etwas Stress rausnehmen könnte. Wenn sich das alle zu Herzen nehmen, was er da erklärt, sollte das sofort spürbar entspannter werden. Deshalb teilen wir das Video an dieser Stelle und sagen: Danke Niko für die Reise, wir sehen uns bald wieder...

Wir wir am nächsten Tag erfuhren, hatten die letzten Gäste (gegen 04:00 Uhr) am Nordkap Glück. Das schlechte Wetter verschwand, die Sonne kam durch und die Gäste erlebten das Nordkap bei Mitternachtssonne, wo die Sonne hinter dem Globus über dem Meer steht. Für viele Menschen der Hauptgrund dieser Reise und damit das eigentliche Highlight. Insgesamt brachte Aida an diesem Tag in der kurzen Zeit 1.800 Menschen aufs Nordkap und zum Schiff zurück. Selbst wenn da nicht alles glatt gegangen ist, finde ich das trotzdem eine ziemliche Leistung. Gegen 06:00 Uhr legte die Aida ab, während wir seelig in unseren Betten schliefen und machte sich auf den Weg nach Hammerfest.