Reykjavik, Island - Tag 5

Um es gleich mal vorweg zu nehmen. Island ist ein wundervolles Land und jeder Versuch, es in Worte zu kleiden wird gegen die Realität nicht bestehen. Wir sind Islandfans seit unserem ersten Besuch und die Vorfreude, endlich wieder die Insel besuchen zu können, ist groß. Es gibt soviel zu sehen, soviele Optionen. Wie immer haben wir keinen Ausflug mit AIDA gebucht, sondern uns wieder einen Mietwagen genommen. So ein richtiges Ziel haben wir dieses Mal nicht auf dem Schirm, aber wir wollten auf jeden Fall einmal in Richtung Norden fahren.

Während sich unsere Mitreisenden ihren Bussen oder auch exklusiveren Gefährten zuwandten, holten wir unseren Mietwagen an der Station ab. Die ist direkt am Hafen und aufgrund unserer Panne vom letzten Mal waren wir perfekt vorbereitet und mussten nicht suchen. Flugs wurden noch die mitgeführten Kindersitze von Bord geholt und für die beiden Spielplatztester installiert. Man kann drüber streiten, ob der Aufwand "eigene Sitze" lohnt. Bei Tagesmieten von teilweise 30-40 Euro kann man sich allerdings ausrechnen, dass Mitführen so einiges an Geld spart.

Von Reykjavik ging es zunächst auf die Straße Vesturlandsvegur (1) in Richung Norden. Zunächst war eine längere Tour geplant, die wir aus Rücksicht auf die Kinder jedoch abbrachen. Auf der Strecke zwischen Akranes und Reykjavik liegt ein langer Tunnel (5.700m), der beim ADAC mal ganz schlechte Noten bekommen hatte. Anschließend ging es über die 47 bis zum Wandergebiet Botnsdalur. Die Fahrt führt entlang des Hvalfjördur und bietet eine wundervolle Aussicht nach der anderen. Wie immer in Island ist bei sehr dünnem Verkehr das Fahren eine Freude, die auch dem Fahrer erlaubt, mal einen Blick zu riskieren.  

Das Wandergebiet wartet mit einer schönen Mischung aus alpinen Ausblicken ins Hochland, aber auch weiten Wiesen und kleinen Bächen auf. Vom Parkplatz aus, siehe Markierung, starten diverse Wanderwege. EIner davon, ungefähr 8km Strecke retour führt zu Islands zweithöchstem Wasserfall, dem Glymur. Der Weg ist aber nicht ganz ohne und ist für zeitkritische Ausflügler wie uns mit Kindern eher nicht so geeignet. Dennoch kann man dem Weg ein Stück folgen und sich an der wundervollen Natur erfreuen. Überall sieht man hier die in Island eigentlich nicht heimischen Lupinen, die zur Bekämpfung der Bodenerosion in den vierziger Jahren nach Island gebracht wurden.

Island wäre nicht Island, würde nicht hinter jeder Ecke eine neue Überraschung warten. Von der Straße aus gut zu sehen ist der Bárðarfoss, ein zwar kleiner aber wunderschön gelegener Wasserfall. Ein paar Meter von der Straße wartet eine kleine, einladende Oase mit einem rauschenden Gebirgsfluss, einem Wasserfall, vielen Felsen und grünen Wiesen drum herum. Ein auf jeden Fall lohnenswerter Stop, den man nicht auslassen sollte. Das merken sogar schon die Kleinsten.

Der Rückweg in Richtung Reykjavik führte uns natürlich auch über den Þingvallavatn (gesprochen Tingvallatn), einem großen See an einem sehr geschichtsträchtigen Ort für Island. Er liegt am Tingvellir-Nationalpark , der am Nordufer des Sees liegt. Dort hat die isländische Kultur ihre Wurzeln, dort tagte u.a. das erste isländische "Parlament". Durch den See zieht sich auch die Plattengrenze zwischen der nordamerikanischen und der eurasischen Erdplatte. Der Spalt dazwischen geht von vom Südwesten Islands an Reykjavik vorbei über die ganze Insel und eben auch durch den See. Im Nationalpark kann man zwischen den Platten in einer Schlucht wandern und sich die historischen Plätze anschauen. Aber allein die Natur, die Weite sind den Besuch schon wert. Rechts und links des Weges wartet allerhand Flora und Fauna auf ihre Entdeckung. Westlich des Sees, immer am Ufer entlang, führt die Straße 360 und dann 350 in den Süden nach Selfoss, von wo wir aus wieder in Richtung Reykjavik fahren wollten. Wir sind diese Strecke bislang bei jedem Islandbesuch gefahren und würden es wieder tun. Die Straße schlängelt sich wunderschön am See entlang.

Die Rückfahrt von Selfoss über die Straße 1 (Ringstraße) zurück nach Reykjavik sind wir schon so einige Male gefahren. Und es beweist sich doch, dass man immer wieder etwas Neues entdeckt. Auf der nebenstehenden Karte markiert und über die Koordinaten leicht zu finden, ist eine Stelle abseits der Straße 1, wo man direkt und hautnah Vulkanismus erleben kann. Wer also am Myvatn keine Zeit hatte dafür oder es nicht zum Geysir geschafft hat, bekommt hier ohne Eintritt, ohne Umweg die perfekte Gelegenheit. Aus einem alten Bohrloch sprudelt kochend heißes Wasser und stößt kleine Fontänen aus. Ein kleiner See, der ganz ähnlich wie die berühmte Blaue Lagune aussieht, ist ebenso zu finden.  Er wird aus dem Wasser gespeist, dass an dieser Stelle nach oben kommt. Tatsächlich ist die Blaue Lagune nichts anderes, die optische Wirkung beruht auf der gleichen Ursache. Ebenso ist ein Schlammloch zu finden, in dem es aus der Erde heraus blubbert und spritzt. Vulkanismus als kleine, kaum frequentierte Exkursion direkt an der Straße. Was will man mehr!

Wenn man tolle Bilder machen will, darf man sich ums Equipment nicht zu sehr sorgen. Die GoPro hatte ich am Stick in den Schlammtopf (ca. 60cm tief bis zur blubbernden Oberfläche) gehalten, weil der so herrlich schlumpfig blau und einladend aussah. Die Kamera war kaum drin, als ich deutlich vernehmabr ein "Blob" hörte und eine Erschütterung am Stick. Als ich die GoPro wieder rauszog, war sie einmal glasiert mit feinstem Schlammüberzug. Der ließ sich aber gut abwaschen, auch wenn der extrem feine Schlamm überall in jeder Ritze des Gehäuses saß und die Cam hat es überlebt. Leider ist die Aufnahme vorher so beschlagen, dass man den Moment nur erahnen kann. Ihr seht ihn aber bald im Video auf unserem Kanal ;-)

Ein ereignisreicher Tag, unser erster in Island, neigte sich dem Ende zu. Das Wetter ist ein gleichermaßen unabänderlicher wie wichtiger Faktor, der eine Menge ausmacht. Wir haben bestes Wetter in Reykjavik gehabt, wo schon seit längerer Zeit der Regen ausblieb. Bei einem fantastischen Sonnenuntergang machte sich AidaLuna pünktlich auf den Weg nach Isafjördur, immer an der Küste Islands entlang zu den Westfjorden. Ich bleibe dabei. Nirgends gibt es so schönes Licht wie in diesen geografischen Breiten.