Bergen - Tag 16

Bergen - die alte Hansestadt an der südwestlichen Küste Norwegens. Schon in grauer Vorzeit ein bekannter Handelshafen, dementsprechend geschichtsträchtig ist das Auftreten der Stadt. Bergen ist die zweitgrößte Stadt Norwegens und jede Reise wert, ein beschauliches, trotzdem bisweilen quirliges Städtchen mit seinem Hafen und vielen bewohnten Hügeln drumherum. Von hier startet die Hurtigrute ihre lange Fahrt hoch in den Norden nach Kirkenes und hier endet ihre Fahrt auch wieder. Sie ist eine der beliebtesten Schiffsreisen der Welt und hier ist ihr Ausgangspunkt. Bergen ist allerdings auch die Hauptstadt des Regens, mit etwa 200 Regentagen im Jahr ist die Wahrscheinlichkeit bei einem eintägigen Aufenthalt groß, dass man einen Regentag erwischt. Durchaus besteht aber selbst bei dicken, grauen Regenwolken immer die Chance auf Besserung. Das Klima ist durch das Meer geprägt und schnelle Wetterwechsel sind nicht außergewöhnlich.

Die Kreuzfahrtschiffe legen in Bergen nahezu immer an der oben angezeigten Stelle an. Entweder an der langen Pier rechts und links oder schräg daneben. In Bergen ist es absolut normal, dass drei oder mehr Kreuzfahrer gleichzeitig vor Ort sind.

Bergen ist durch seinen Naturhafen geprägt, den man zwangsläufig von einem Kreuzfahrtschiff als erstes sieht. Bergen ist ein enorm wichtiger Hafen für die Versorgung von Ölbohrplattformen im Meer, aber auch in vielerlei anderer Hinsicht. Direkt an der Straße liegen riesige Versorger für Plattformen, der Hafen ist voll von interessanten Hochseeschiffen, die dort auf ihre nächste Fahrt warten.

Bergen ist aber auch die Stadt der Superjachten. Eine ganze Reihe von Superjachten hat in Bergen so eine Art Stützpunkt. Sie sind nicht besonders gesichert und man kann direkt dran vorbei gehen. Und natürlich gehört zu eine Superjacht auch der eigene Hubschrauber auf Deck. Nichts davon ist hier irgendwie außergewöhnlich.

Unweigerlich vom Hafen kommend erreicht man nach kurzem Fußweg vom Anleger den Fischmarkt in Bergen. Der ist nicht besonders groß, besteht aus zwei Reihen Buden dicht an dicht und ist meistens völlig überlaufen. Natürlich zieht es hier jeden Touristen hin, die Händler leben gut davon. Viele Schiffe bieten hier Imbisse an, die man bereits auf dem Schiff zahlt. Auf dem Fischmarkt erwartet einen das gesamte Repertoire an Meerestieren. Fangfrisch präsentiert, je nachdem, was das Meer so anzubieten hatte. In unserem Fall zum Beispiel ein prächtiger Seeteufel, dessen Maul mit einer kaum sichtbaren Schnur aufgerissen wurde, wenn ein Touri zu dicht nach dessen Zähnen schaute. Jedesmal ein Heidenspaß ;-) Zu den Schattenseiten gehört auf diesem Markt, dass hier Walfleisch angeboten wird. Das ist ein sehr ambivalentes Thema, denn natürlich sind wir strikt gegen den Walfang und es käme uns nicht in den Sinn, hier davon zu probieren. Andererseits ist unsere Sichtweise nur eine Sichtweise. Die Norweger leben als Volk seit Jahrhunderten vom Meer und auch Walfleisch gehört dazu. Ich weiß nicht, ob wir uns die moralische Überlegenheit, darüber zu richten erlauben können, solange es bei uns genug vor der eigenen Tür zu kehren gibt.

Wer nach Bergen kommt, wird unweigerlich mit dem Thema "Fløyen" konfrontiert. Einer der sieben Berge drum herum und mit der Fløiban, einer Standseilbahn zu erreichen. Das ist eine der Hauptattraktionen in Bergen und dementsprechend voll. Es gibt jedoch soviele Alternativen, um dem Rummel aus dem Weg zu gehen. Ein Stadtbummel vom Fischmarkt aus in Richtung Osten zur Domkirke (Domkirche) und dann zum Lille Lungegårdsvannet, einem kleinen See mit Wasserfontaine und vielen Sitzbänken drum herum ist auch ein schöner Zeitvertreib. Die kleinen Gassen atmen noch viel vom alten Charme aus der Hansezeit und sind entsprechend sehenswert.

Ist man an dem kleinen See angekommen, befindet sich südöstlich davon das Bergen Storsenter, ein großes Einkaufszentrum mit Supermarkt und allen anderen Dingen. Hier gibts alles, was das Herz begehrt für das anschließende Picknik auf der Parkbank am See. Wir haben das schon zweimal gemacht und es ist immer wieder entspannt und chillig. Es gibt hier viele riesige Büsche von unterschiedlichen Rhododendren in voller Blüte, ein wundervoller Anblick. An der südöstlichen Ecke des Sees gibt es sogar einen kleinen Spielplatz, direkt am "Kode 4" - dem Kunstmuseum. Auch der Spielplatz hat etwas von Kunst. Etwas spartanisch, aber es reicht zur Bespaßung der Spielplatztester.

Man kann sich in Bergen wunderbar treiben lassen, wenn man sich von der allgemeinen Hektik nicht anstecken lässt. Wer z.B. auf den Fløyen möchte, muss antizyklisch denken. Entweder ist man vor dem Ansturm da oder eben danach. Die Vielzahl von Kreuzfahrtschiffen im Hafen jeden Tag ist ein Punkt, der so nicht mehr lange weitergehen wird. Die Bergener beginnen sich dagegen zu wehren und bestimmt wird es irgendwann Regulierungen geben. Wenn drei Schiffe mit je 3.000 Gästen im Schnitt im Hafen liegen, fluten täglich 9.000 Menschen die Stadt. Das mag für die Wirtschaft gut sein, theoretisch, aber praktisch wäre das noch zu beweisen. Erstaunlich viele Leute geben auf Landgang nahezu kein Geld aus ("...haben ja alles auf dem Schiff..."). Das Flair in Bergen leidet ein bisschen unter dem Sturm der Massen, insbesondere natürlich direkt am Hafen, bei Bryggen und auf dem Fischmarkt. Insgesamt verläuft es sich natürlich ein bisschen. Aber die Vielzahl an Menschen zusätzlich fällt trotzdem auf.

Auf dem Rückweg zum Schiff gehts natürlich wieder an Bryggen vorbei, dem alten Lagerviertel im Hafen aus der Hansezeit. Und dieses Mal hatten wir endlich einmal blauen Himmel. Die farbigen Häuser dagegen wirken dabei ganz anders und so unglaublich fotogen. Zwischen den alten Häusern führen Gassen nach hinten, die urig und knorrig der Moderne trotzden. Fotomotive, wohin man schaut.

Nun galt es schon wieder Abschied nehmen von Bergen. Wer sich allerdings die Ausfahrt von Bergen entgehen lässt, verpasst einen ganz wesentlichen Teil dieses wunderschönen Zieles. Die Aussicht ist einfach grandios, in alle Richtungen. Vom städtischen Ambiente über den umtriebigen Hafen mit zig verschiedenen Schiffen, Fähren, Privatbooten und und und gibt es überall etwas zu sehen. Gerade bei dem Wetter ist ein Platz auf einem Außendeck einfach Pflichtprogramm ;-) Langsam gleitet die Aida rückwärts von der Pier, dreht dann gemächlich im Hafenbecken und macht sich dann langsam auf in Richtung See durch den Fjord. Aufgrund der Anwohnerbeschwerden darf Aida seinen Auslaufsong hier nicht mehr spielen und auch nicht mehr das Horn betätigen. Das ist erst erlaubt, wenn das Schiff eine bestimmte Brücke erreicht hat, die man vom Hafen gerade noch sehen kann.